Wie dir jetzt bestimmt klar ist, ist ein reines Musikwissenschaft Studium in erster Linie die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Fach Musik. Nichtsdestotrotz ist Musikwissenschaft ein Studium, das sich in einem bestimmten Umfang auch auf deine praktischen Fähigkeiten stützt. Während zum Beispiel geisteswissenschaftliche Fächer häufig „nur“ auf NC und Wartezeiten für die Vergabe ihrer Studienplätze setzen, ist für die Musikwissenschaft je nach Hochschule eine gewisse Begabung bzw. Vorerfahrung notwendig oder erwünscht. Aber fangen wir von vorne an.
Formale Voraussetzungen
An Universitäten:
Die grundlegendste Voraussetzung, um Musikwissenschaft an einer staatlichen Universität zu studieren, ist zunächst einmal die allgemeine Hochschulreife, also dein Abitur oder ein vergleichbarer Abschluss, der dir die gleichen Berechtigungen einbringt. Staatliche Universitäten, die Musikwissenschaft als eines von vielen Fächern aus allen möglichen Bereichen anbieten, empfehlen dir manchmal eher, dass du eine musikalische Vorbildung mitbringst, als dass sie diese überprüfen. Es kann dir aber auch hier passieren, dass du dich hier einem Eignungstest unterziehen musst, das erfährst du auf der Webseite der Universität. Beispiele dafür sind etwa die Hochschule Osnabrück, die LMU München und die Universität Leipzig.
Dass du praktische Fähigkeiten hast, ist durchaus sinnvoll: Selbst, wenn du in deinem zukünftigen Beruf nicht praktisch musizieren möchtest, ist es doch wichtig, Noten nicht nur lesen, sondern sie dabei praktisch schon hören zu können. Das Studium wird dir dadurch mitunter auch leichter fallen, zum Beispiel beim Partiturlesen.
Wenn es um den NC als Kriterium für ein Musikwissenschaft Studium geht, solltest du dir nicht zu viele Sorgen machen: In vielen Fällen wurden im Wintersemester 2023/24 und 2022/23 alle Bewerber/innen zugelassen, zum Beispiel an der Universität zu Köln, der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
An Musik(fach)hochschulen:
Frage: Die theoretische Auseinandersetzung mit Musik an einer Hochschule, die auf die Praxis setzt? Das erscheint zunächst einmal paradox.
Denn Musikhochschulen gehören zu den Hochschulen, die sich den Künsten widmen, das heißt, hier geht es (noch) mehr um Talent und Kreativität als an nicht spezialisierten Hochschulen. Es gibt auch Hochschulen für Musik und Theater oder Musik und Darstellende Künste sowie für Musik und Tanz. Die Ausrichtung der Unterrichtspläne und gegebenenfalls die Studienatmosphäre sind dementsprechend etwas anders als an allgemeinen Hochschulen, die Praxis und Kreativität sind stärker präsent und die Größe der Studiengänge ist oft überschaubarer.
Hier gibt es Studiengänge für einzelne Instrumente, Gesang, Komposition und mehr. Musikhochschulen setzen deshalb in der Regel auf Eignungsprüfungen, um eine Vorauswahl treffen zu können. Im Gegenzug wird der NC üblicherweise (auch hier) vernachlässigt. Schließlich mag dir deine Note in Chemie den NC ruiniert haben, aber wenn du zum Beispiel ein absolutes Gehör hast und wie ein Engel singen kannst, ist es ja nur fair, wenn das großzügig übergangen wird.
Aber warum sollst du dich für einen Studiengang, den wir gerade ausführlich als in erster Linie theoretisch dargestellt haben, einer praktischen Prüfung unterziehen?
Antwort: Musikwissenschaft wird im Bachelor von manchen Musikhochschulen als Fach angeboten, das du zum Beispiel mit einem Instrument kombinierst. Oder aber du studierst Musik auf Lehramt, hier ist die theoretische Auseinandersetzung mit der Materie ebenfalls sehr wichtig. Manchmal trifft man hier auf Kombiangebote, bei denen du ein Fach an einer „normalen“ Hochschule studierst und Musik(wissenschaft) an einer Musikhochschule. Dann musst du dich in der Regel bei beiden bewerben.
Es gibt auch Studiengänge wie Komposition/Musikwissenschaft, Musikpädagogik sowie Tonsatzpädagogik/Hörerziehung, auch hier gibt es Kooperationen zwischen Hochschulen. Achte bei solchen hochschulübergreifenden Angeboten dann am besten besonders auf die Zulassungsvoraussetzungen und die Abfolge der Einschreibungsmodalitäten!
Musiktheorie ist also in jedem Falle immer ein Aspekt des Studiums, auch wenn du Musik an einer Musikhochschule studierst; selbst, wenn du dort nicht nur oder nicht explizit Musikwissenschaft studierst. Nun ist dein erster Gedanke vielleicht gar nicht gewesen, dich für ein reines Musikwissenschaft Studium bei einer Musikhochschule zu bewerben. Wisse aber, dass es geht – es gibt sehr viele Möglichkeiten und Felder im Musikbereich! Zudem kannst du in manchen Fällen an Musikhochschulen ohne Abitur studieren, etwa wenn du eine besonders beeindruckende Eignungsprüfung ablegst. Infos zu diesen möglichen Sonderregelungen findest du wiederum auf den Webseiten der Hochschulen.
Generell gilt übrigens überall: Gute Englischkenntnisse sind in den meisten Fällen Voraussetzung bzw. Empfehlung für das Musikwissenschaft Studium, unabhängig von der Hochschulform. Du kannst diese üblicherweise über dein Abiturzeugnis nachweisen bzw. über Zertifikate der angeforderten Sprachniveaus. Darüber hinaus sind Kenntnisse einer zweiten europäischen Fremdsprache des Öfteren erwünscht.