Welche Berufswege eröffnen sich eigentlich nach einem Design Studium? Irgendwas mit Design, ja. Aber was genau? In unserer Rubrik "Medienprofis berichten aus ihrem Beruf" gewähren Absolventen verschiedener Medienstudiengänge Einblicke in ihr Berufsleben.
Für das nachfolgende Interview hat sich Matylda K., Initiator, Kurator & Designer auf selbstständiger Basis, Zeit genommen und berichtet aus ihrem Berufsalltag.
Selbstständige Initiatorin/Kuratorin/Designerin
Matylda K.
Produkt Design an der Akademie der Bildenden Künste und Design in Maastricht
Selbstständige Initiatorin/Kuratorin/Designerin
Interview
Liebe Frau K., Sie haben Produkt Design an Akademie der Bildenden Künste und Design in Maastricht studiert. Warum haben Sie sich für dieses Studienfach entschieden und was hat Sie an dem Berufsfeld gereizt?
Ich war in erster Linie interessiert an einem kreativen Studium. In den Niederlanden ist das Studiensystem dafür am besten strukturiert, denn im ersten Jahr, im sogenannten Propädeutikum, bekommt man Einblick in diverse Bereiche bevor man sich spezialisiert. Damals wurde ich unterrichtet in Grafik Design, Mode Design, Audiovisuelle Medien und in Produkt Design. Letzteres war aufgrund der Diversität die richtige Wahl für mich. Ich hatte zuvor eine Ausbildung in Grafik Design in Deutschland gemacht und meine Dozenten hatten die Auffassung, dass ich in Kombination mit Produkt Design eine gute Position in der Kreativbranche einnehmen kann. Da die Jahrgänge an der Akademie der Bildenden Künste und Design in Maastricht klein gehalten sind, ist der Kontakt mit den Dozenten sehr persönlich. Damals hatte man mir schon prophezeit, dass ich vor allem auch eine beratende Position im Design einnehmen werde und letztendlich hatten die Dozenten Recht, auch wenn mir das während des Studiums nicht bewusst war.
Wie sah Ihr Werdegang nach dem Studienabschluss bis zu Ihrem heutigen Job aus? Und was waren die typischen Einstiegsjobs Ihrer Kommilitonen?
Im Grunde war es klug von mir, während des Studiums meinen Blog MATANDME zu gründen. Das sind Sachen, die einem erst danach bewusst werden, aber dadurch habe ich direkt nach dem Studium nie den Anschluss an die Branche verloren und hatte mir schon ein gutes Netzwerk aufgebaut. In den 4 Jahren seit meinem Abschluss habe ich auf Auftrag Objekte designed, Ausstellungen kuratiert, an Austellungen teilgenommen, Lesungen gehalten, unterrichtet, Workshops gegeben, Projekte initiiert als Juror und Portfoliocoach die Arbeit von anderen beurteilt. Aufgrund der Diversität nenne ich mich auch ‚Bureau’ mit dem Untertitel ‚Transdisciplinary practice’. Dieses Jahr habe ich die Absolventen meiner damaligen Abteilung an der Akademie zensiert. Im Grunde also die Generation nach mir und meinen Kommilitonen.
Einige von den 15 mit denen ich meinen Abschluss gemacht habe, arbeiten nach wie vor im Design Bereich. Hier mal zwei Beispiele: Valentin Löllmann arbeitet rein als Möbeldesigner. Zu Beginn seiner Karriere hat er nebenbei noch in einer Kneipe gearbeitet, aber das muss er nicht mehr, denn er hat es geschafft, sich mit seinen Arbeiten einen Namen zu machen – mit Geduld und Konsequenz. Theda Schoppe ist Illustratorin geworden, aber da es nicht leicht ist, hiervon zu leben, arbeitet sie in Zürich als Managerin eines kleinen Geschäfts und macht nebenher Jobs in Grafik und Illustration fürs Theater, die Gastronomie und auch auf Anfrage. Das macht sie nicht weniger glücklich, denn das eine gibt ihr Sicherheit und das andere fördert ihre Kreativität.
Kommen wir zu Ihrem Beruf: Welche Aufgaben haben Sie als Initiator, Kurator & Designer?
Man muss sich diesen Beruf erarbeiten und schätzen - und vor allem muss man lernen, Entscheidungen zu treffen.
Wie ich schon sagte, ich arbeite in allen Bereichen der Kreativbranche. Der Alltag sieht immer unterschiedlich aus, vor allem, weil ich selten an einem Tag nur mit einem Auftraggeber oder Partner beschäftigt bin oder mich am selben Ort befinde. Ich initiiere Projekte, die Designer zusammenbringen – meistens in Form einer Ausstellung oder eines Workshops. „Achille is watching us” oder “The Front Room: geometry and colour” während der Mailänder Möbelmesse 2011 und 2012 zum Beispiel. Oder Kommunikations- und Kreativ-Workshops an der Bezalel Academy in Jerusalem und Workshops für Improvisation im Design Prozess an der HFG Offenbach. Ich arbeite für diverse Institutionen, zum Beispiel Z33 Hasselt oder Marres Maastricht, als Kurator und Projektmanager, wo ich „The Machine – Designing A New Industrial Revolution“, das Co-Creation Projekt Seeker und das Edukations Programm für die Great Indoors Awards koordiniert habe. Durch meinen Blog werde ich regelmäßig zu Ausstellungen und Messen eingeladen. Die meisten davon sind im Ausland, was das Reisen im Job mitbringt. Dadurch haben sich auch einige Jobs im Journalismus ergeben – zum Beispiel für Pin-up Magazine, Form Magazine und Blogs wie Sightunseen und Okolo.
2011 habe ich dann mit drei Schweizern Depot Basel, Ort für kontemporäre Gestaltung, gegründet. Das Projekt hat sich mittlerweile sehr etabliert und dadurch werde ich noch mehr als Kritiker angefragt was u.a. dazu geführt hat, dass ich kommendes Jahr an der renommierten Messe “Interieur” in Kortrijk in der Jury sitze. In meiner Position muss ich global sehr vernetzt und informiert sein, denn es gibt genug Leute in der Kreativbranche, die einen Blog haben, Projekte aufbauen und Ausstellungen kuratieren – aber diesen Beruf muss man sich erarbeiten und schätzen und vor allem lernen Entscheidungen zu treffen, die auch langfristig einen Mehrwert schaffen.
Wenn jemand den gleichen Karriereweg wie Sie einschlagen möchte – was würden Sie ihm/ ihr raten?
Es gibt gewiss keine Formel für die kreative Selbstständigkeit. Vor allem gibt es keine Sicherheiten. Man muss das einfach wollen und auch wissen, wo man gut bezahlte Jobs oder Projekte finden kann – und dabei sollte man auch offen für Bereiche sein, die zu Beginn vielleicht nicht passend scheinen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass, wenn man einmal einen guten Einstieg mit einem Kunden hat, sich sicherlich noch weitere Jobs auftun, die Spannendes bieten. Und langfristig kommt dann auch die Sicherheit.
Wichtig ist die Bereitschaft, etwas zu wollen und zu lernen, sich selbst richtig einzuschätzen. Viele Jungdesigner überschätzen sich, ihre Fähigkeiten oder ihren Einfluss leider. Zurzeit habe ich zum Beispiel eine Assistentin, Studentin an der Design Academy Eindhoven. Sie ist seit fünf Monaten bei mir. Davor habe ich immer wieder Anfragen bekommen, bei denen ich mich wirklich gefragt habe, was diese Jungedesigner eigentlich erwarten. Bevor sie überhaupt ihren ersten Tag hatten, kamen sie mir mit Vorstellungen entgegen, die einfach nicht realistisch erschienen. Als Raya Stefanva, meine jetzige Assistentin, sich beworben hat, hatte ich schon anhand der ersten E-Mail ein gutes Gefühl.
Und das hat sich bestätigt: Sie zeigt große Motivation, arbeitet selbstständig und ist bereit, auch außerhalb des Design Kontexts zu denken. Durch ihre Einstellung nehme ich sie fast überall mit hin, stelle sie vor und lasse sie Projekte auch mitbeeinflussen.
Demnach würde ich jedem dazu raten, erste Berufserfahrungen schon während des Studiums zu suchen. Und zwar bei jemandem, der auch realistisch und praxisnah zeigen kann, wie ein Job in der Design – und Kreativbranche aussehen kann. Aus erster Hand, also durch Erfahrung, kann man dann auch erkennen, ob der Job für einen gemacht ist oder nicht.
Vielen Dank für diesen interessanten Einblick in Ihren Beruf! Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg mit Ihrem Unternehmen.
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