Interview: Wie sieht die perfekte Mappe aus?
Andreas „Andy“ Müller ist Designstudent und weiß, wie schwierig es ist, eine Mappe zu erstellen. Auch er hat mehrere Anläufe unternommen, bis er schließlich zum Design-Studium zugelassen wurde und dabei einige wichtige Erkenntnisse gewonnen. Auf seiner Webseite www.MappenGuide.de gibt er allen Hilfesuchenden viele Tipps zur Mappenerstellung und erklärt, worauf es wirklich ankommt.
Für uns hat Andy sich die Zeit genommen, die wichtigsten und drängendsten Fragen von Studieninteressenten zum Thema Mappe im Interview zu beantworten.
Interview mit Andreas Müller von MappenGuide.de
Die wohl wichtigste Frage vieler Bewerber ist die nach der perfekten Mappe. Gibt es die überhaupt? Und wenn ja, wie sieht sie aus?
Daher geht es auch nicht so sehr darum, die eine perfekte Mappe zu erschaffen, sondern darum, sein individuelles Profil und seinen eigenen Stil in der Mappe für den Betrachter sichtbar und erfahrbar zu machen.
Die perfekte Mappe ist immer eine individuelle Angelegenheit. Ähnlich könnte man nach dem perfekten Partner oder nach dem perfekten Kleid fragen. Jeder bevorzugt wohl einen anderen Menschen an seiner Seite und nicht immer passt das eine Outfit zu jedem Anlass. Daher geht es auch nicht so sehr darum, die eine perfekte Mappe zu erschaffen, sondern darum, sein individuelles Profil und seinen eigenen Stil in der Mappe für den Betrachter sichtbar und erfahrbar zu machen.
Was macht deiner Erfahrung nach eine gute Mappe – mit viel Potenzial – aus?
Eine gute Mappe zeigt, dass der Bewerber sich mit seinen selbstgesetzten Themen, seinen Arbeiten, wirklich auseinandergesetzt hat.
Eine gute Mappe zeigt, dass der Bewerber sich mit seinen selbstgesetzten Themen, seinen Arbeiten, wirklich auseinandergesetzt hat. Das bedeutet, dass nicht gleich nach einer Arbeit eine völlig andere folgt. Das wäre so, als wenn man den ersten Satz eines Romans vorliest und anschließend den zweiten, aber eines ganz anderen Buches.
Ich sehe viele Bewerber, die Arbeit an Arbeit reihen, ohne dass diese wirklich seriellen Charakter aufweisen. Wie soll sich ein Prüfer unter so vielen Arbeiten, die er am Tag der Mappenprüfung einsehen muss, die eine Zeichnung oder das eine Foto merken?
Statt mit seinen Arbeiten an der Oberfläche zu kratzen, sollte man dem Betrachter lieber die ganze Geschichte erzählen. Das setzt voraus, dass man sich inhaltlich als auch formal wirklich mit seinen Themen auseinandersetzt.
Viele Studienbewerber werden mehr als einmal abgelehnt. Was sind typische Fehler bei der Mappengestaltung? Was führt besonders häufig zu einer Absage?
Es kommt leider immer noch häufig vor, dass Bewerber, statt ihre eigene Individualität aufzuzeigen, brav das zeichnen, was ihnen z. B. in sogenannten Mappenkursen oder im Kunstunterricht aufgetragen wird. Was dabei herauskommt, sind Zeichnungen von „Paprikas“ oder sonstigen Stillleben, die nichts mit dem Bewerber und wenig bis gar keine Individualität bzw. Kreativität aufzeigen.
Die Professoren müssen überprüfen, ob jemand für ein Designstudium geeignet ist. Dort geht es mit Sicherheit nicht um Paprikas, sondern vielmehr darum, sich z. B. ein ganzes Semester mit nur einer einzigen Thematik inhaltlich, konzeptionell und formal zu beschäftigen. Wenn das nicht wenigstens ansatzweise in der Mappe aufgezeigt wird, führt das häufig zu einer Absage.
Was sollte man unbedingt wissen, bevor man mit der Mappengestaltung loslegt? Was sind die wichtigsten Tipps und Tricks, die man beherzigen sollte?
Das Wichtigste vorweg wäre die Frage, ob man wirklich ein Designstudium in Angriff nehmen möchte, ob man sich dessen bewusst ist, was es heißt Design zu studieren.
Das Wichtigste vorweg wäre die Frage, ob man wirklich ein Designstudium in Angriff nehmen möchte, ob man sich dessen bewusst ist, was es heißt Design zu studieren. Klingt es einfach nur cool oder habe ich mir diverse Hochschulen mit den studentischen Arbeiten näher angeschaut?
Das Wichtigste ist, einfach loszulegen und mit dem Stift, der Kamera oder einem anderen Werkzeug anzufangen zu experimentieren. Wie ein Forscher kann man mit all den schönen Werkzeugen, die es so gibt, erst mal herumexperimentieren, bevor man anfängt sich auf die ungelösten Fragen des Lebens zu stürzen. Wenn sich das Interesse auf eine bestimmte Sache gelegt hat, gilt es, die Experimentierfreude zu fokussieren und am Ball zu bleiben, bis man entweder Lösungen gefunden hat oder die Freude am Forschen für andere sichtbar und erfahrbar gemacht hat.
Was an einer Design-Hochschule besonders gut ankommt, kann schon an der nächsten abgelehnt werden. Ist es überhaupt möglich, eine Mappe zu erstellen, die an allen Hochschulen gut ankommt? Oder gehört am Ende doch eine Menge Glück zu einer Zusage?
Wo möchte ich hin? Welche Hochschule gefällt und passt zu mir und meinen gestalterischen Interessen?
Es stimmt, nicht jede Mappe passt zu jeder Hochschule. Aber genauso gilt: nicht jede Hochschule passt zum jeweiligen Bewerber. Daher ist wichtig herauszufinden, wie an den jeweiligen Hochschulen gearbeitet wird. Wo möchte ich hin? Welche Hochschule gefällt und passt zu mir und meinen gestalterischen Interessen?
Es macht eher wenig Sinn, sich mit einer reinen Fotomappe an einer Hochschule zu bewerben, die kaum bis gar keinen Fotografie-Schwerpunkt anbietet. Genauso macht es vielleicht weniger Sinn, sich mit vielen sozialkritischen Themen an einer Hochschule zu bewerben, die sehr werbelastig ist.
Als Bewerber sollte man Tage der offenen Tür an den Hochschulen nutzen, auf Webseiten mit den studentischen Designprojekten gehen und sich die Bücher sowie Magazine anschauen, die meist von den Studenten selbst betrieben und herausgebracht werden.
Andy, du musstest am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn die Mappe immer wieder abgelehnt wird. Welche Tipps kannst du Studienbewerbern geben, wenn das Durchhalten schwerfällt?
Ein Bewerber sollte also versuchen, Momentum aufzubauen.
Ich habe früher das Designstudium als den heiligen Gral angesehen. Dementsprechend stark habe ich mich für die Zulassung verbogen, weil ich dachte, ich müsste jemand von einem anderen Stern sein, um angenommen zu werden. Irgendwann brannte ich aber für die Themen in meiner Mappe und von da an arbeitete ich nicht mehr der Zulassung willen, sondern aus Eigenmotivation und -interesse heraus. Ich kann nur raten dieses Feuer in einem selbst immer stärker zum Brennen zu bringen. Dass der Funken dann auch bei den Prüfern überspringt, folgt meist automatisch.
Natürlich tut eine Absage weh und ist erstmal schwer verdaulich. Nachdem man sich nach einiger Zeit wieder aufgerafft hat, kann man sich fragen, ob man bloß die Zulassung möchte oder ob man unabhängig davon seinen gestalterischen Interessen nachgehen will. Ein Bewerber sollte also versuchen, Momentum aufzubauen. Ein kleiner Keil vor einem ICE kann verhindern, dass dieser überhaupt losfährt. Wenn der Zug aber mit einer Geschwindigkeit von 300 km/h fährt, kann selbst eine Mauer ihn nicht mehr aufhalten.
Andy, vielen Dank für das Interview und das schöne und vor allem sehr bildhaft gesprochene Schlusswort!